Autofokus - Einstellungen

Ein Punkt der bei Fotografen häufig zu Verunsicherung oder Diskussionen führt, ist:

 

"Welche Autofokuseinstellungen wähle ich an meiner Kamera?"

 

Die optimalen Einstellungen sind sicherlich individuell und kameraspezifisch verschieden. Im Folgenden beschreibe ich, mit welchen Einstellungen ich die besten Erfahrungen gemacht habe:

 

 

1. Entscheidung:

 

(Einzel-AF) AF-S <-> AF-C (kontinuierlicher AF)

 

AF-S hat den Vorteil, dass man den AF präzise setzen kann und mittels Schärfespeicherung einfach den Ausschnitt wählen kann. AF-C hat den Vorteil, dass er fortlaufend sich bewegende Objekte nachverfolgt. Je nach Situation ist entweder die eine oder die andere Variante passender.

Mich hat irgendwann, das hin und her Geschalte genervt, darauf habe ich folgenden Tipp ausprobiert:

 

Autofokuswahlschalter auf AF-C! Zusätzlich schalte ich im Menü die AF-Aktivierung auf „Nur AF-On Taste“ Jetzt wird beim ersten Druckpunkt des Auslösers der AF nicht mehr aktiviert, das heißt, man braucht keine AF-Speicherung mehr, da der AF nur aktiv ist, wenn ich den Daumen auf die AF-On Taste drücke. Also Taste drücken, wenn ich den AF brauche, finde ich sinnvoller als Speichertasten drücken, wenn ich ihn nicht brauche. Zudem habe ich so standardmäßig auch den sport- und schnappschusstauglichen AF-C, wenn ich die AF-On Taste drücke! Drücke ich die AF-On Taste nicht, ist der AF gespeichert und ich kann den Ausschnitt wählen. Das ist Anfangs gewöhnungsbedürftig, aber wenn man sich einmal an die Art der Fokussierung gewöhnt hat, verflucht man jede Kamera, die diese Möglichkeit nicht bietet. Bei den Nikons, die über keine AF-On Taste verfügen, läßt sich in der Regel im Menü die „AE-L /AF-L“ zur AF-On Taste umdefinieren.

Einziger Nachteil dieser AF-Variante: Das AF-Hilfslicht funktioniert nicht bei AF-C, aber das störende Geblinke brauche ich eh nie, die AF-Sensoren sind heute lichtempfindlich genug.

 

Einsteigerkameras bieten neben AF-S und AF-C auch ein AF-A Modus, der die Kamera zwischen AF-S und AF-C wählen lässt. Dieser Modus birgt die Gefahr, dass die Kamera die Situation anders einschätzt als der Fotograf und man auch erstmal realisieren muss, wie die Kamera sich gerade verhält. Zudem drückt hier eine zusätzliche Automatik die AF-Geschwindigkeit.

 

 

2. Entscheidung:

 

Schärfepriorität <-> Auslösepriorität

 

Da ich es absolut nicht mag, wenn ich auf den Auslöser drücke und die Kameras blockiert, wähle ich hier grundsätzlich für alle AF-Modi die Auslösepriorität! Unscharfe Bilder kann ich löschen. Ich möchte keine Gelegenheit verpassen, nur weil die Kamera in dem gerade gewählten AF-Feld nicht genug Kontrast finden konnte, das Foto aber im bildwichtigen Teil vielleicht ausreichend scharf ist.

 

 

3. Entscheidung:

 

„AF-Messfeldsteuerung“

 

Die „Automatische Messfeldsteuerung“

 

ist der höchste Automatisierungsgrad bei dem die Kamera i.d.R. mit dem AF-Feld zum nächstliegenden Objekt fokussiert. Diese Art der Messfeldsteuerung ist abgesehen von der Situation „Massenstart“, bei der man vorab nicht erahnen kann, welcher Teil des Feldes zuerst in den Vordergrund läuft, eher nicht zu empfehlen.

 

Die „Einzelmessfeldsteuerung“

 

eignet sich vor allem für das präzise Fokussieren unbewegter Objekte.

 

Die „Dynamische Messfeldsteuerung“

 

erlaubt dem Fotografen wie die Einzelmessfeldsteuerung das präzise Fokussieren eines Objektes mittels Messfeldvorwahl. Bewegt sich jedoch das Objekt aus dem vorgewählten Feld heraus, so versucht die Dynamische Messfeldsteuerung das Objekt zu verfolgen. Die Dynamische Messfeldsteuerung ist somit die erste Wahl für Sport- und Kinderfotografen.
Die Kamera bietet verschiedenen Arten, wie die Dynamische Messfeldsteuerung das Objekt verfolgt:

 

„3D-Tracking“

 

Das 3D-Tracking moderner Profikameras ist erstaunlich. Der AF schafft es ein wild im Bildfeld umherspringendes Objekt zu verfolgen. Damit der AF dies vollbringen kann, nutzt er unter anderem die Farbinformation des aktiven AF-Feldes. Bei älteren Kameras wie z.B. der D3 habe ich mit dem 3D-AF noch keine guten Erfahrungen gemacht. Sollte der 3D-AF nur wild im Sucher umherspringen, aber nicht zielgerichtet arbeiten, sollte besser eine der folgenden Einstellungen gewählt werden.

 

 

„Dynamische Messfeldsteuerung mit allen verfügbaren AF-Feldern“

 

Sollte das 3D-Tracking keine ansprechenden Ergebnisse liefern und der gesamte Bildbereich ist relevant, so wähle ich die „Dynamische Messfeldsteuerung mit allen verfügbaren AF-Feldern“

 

 

„Dynamische Messfeldsteuerung mit reduzierter Anzahl AF-Felder“

 

Wenn vorhersehbar ist, daß sich das Objekt nur in einem Bereich der AF-Felder bewegt, wähle ich die „Dynamische Messfeldsteuerung mit reduzierter Anzahl AF-Felder“ Dann nutzt die Kamera nur die entsprechende Anzahl an AF-Feldern um das vorgewählte AF-Feld zur Scharfstellung. So kann man Fehlfokussierungen in dem anderen Teil des Bildfeldes ausschließen und der AF wird schneller, da er weniger zu berücksichtigen hat.

 

 

4. Entscheidung:

 

„Lock-On“ (lang - normal -  kurz - aus ?)

 

Die „Lock-On“ Funktion soll verhindern, daß der AF irritiert wird, wenn kurzeitig das verfolgte Objekt ungewollt verdeckt wird. Das bedeutet aber auch, je länger der Lock-On wirksam ist, desto träger wird der AF.

Da in der Sportfotografie eine zu große Trägheit des AFs nicht sinnvoll ist, wähle ich bei leistungsstarken Kameras den Lock-On „kurz“, Sollte ich mit der Reaktion der AFs nicht zufrieden sein, wähle ich dann Lock-On „aus“.

 

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Selbst wenn man das Lesen von Bedienungsanleitungen nicht mag,so empfehle ich jedem bei dem Kauf einer neuen Kamera, auch wenn es nur das Nachfolgemodell der vertrauten Kamera ist, sich wenigstens mit den Erläuterungen zum Autofokus intensiv zu beschäftigen und das Kameraverhalten ausgiebig zu testen.

 

Viel Spaß beim Fotografieren…

März´17 R.S.

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© Ralf Sonn